Teile diese Geschichte auf deiner Plattform!
In einer öffentlichen Diskussion zwischen dem britischen Naturwissenschaftler und Atheisten Richard Dawkins und dem britischen Oberrabbiner Jonathan Sacks, betonte Dawkins, wie wichtig es sei, Kinder in keiner Weise religiös zu beeinflussen. Sacks erklärte, dass dies im Judentum ganz anders sei, da die Thora die Bedeutung der Unterweisung von Kindern und die Ermutigung zum Fragen betont.
Das Passahfest, an dem das jüdische Volk eines der entscheidendsten Ereignisse seiner Existenz gedenkt, des von vielen Wundern begleiteten Auszugs aus der ägyptischen Sklaverei, ist gerade vorbei. Am Sederabend, mit dem das Fest beginnt, wird eine Art Liturgie verwendet, die so genannte „Hagadah“, in der die Ereignisse auf anschauliche Weise erklärt werden. Nach der Tradition ist es die Aufgabe des jüngsten Familienmitglieds, den Abend mit einer gesungenen Frage zu eröffnen: „Was ist in dieser Nacht anders als in allen anderen Nächten?“ Dies ist ein Beispiel dafür, wie jüdischen Kindern von klein auf beigebracht wird, Fragen zu stellen. Die Idee stammt direkt aus der Thora.
Der Bibel zufolge war es nicht so, dass das Volk einfach aufbrach und floh. Gott, der Herr, sprach durch Mose eindringlich zum Pharao und zum Volk Israel. Alle israelischen Familien mussten ein niedliches, einjähriges Lamm oder Zicklein einige Tage lang versorgen, es dann töten und sein Blut an die Pfosten ihres Hauseingangs streichen. Nur so konnten die Häuser der Israeliten vor dem Todesengel geschützt werden. Dann mussten sie noch gegürtet und mit einem Stab in der Hand das Lamm essen. Natürlich fragten die Kinder: „Warum müssen wir das Lamm töten, das so niedlich und schön war, und das wir so lieb hatten?“
Die Bibel spricht davon in 2. Mose 12,26-27: „Und es soll geschehen, wenn euch eure Kinder fragen: Was bedeutet dieser Dienst für euch? Dann sollt ihr sagen: Es ist ein Passahopfer für den Herrn, der an den Häusern der Söhne Israel in Ägypten vorüberging, als er die Ägypter schlug, unsere Häuser aber rettete.“ Und im folgenden Kapitel: „Während der sieben Tage soll man ungesäuertes Brot essen, und kein Gesäuertes soll bei dir gesehen werden, noch soll Sauerteig in all deinen Grenzen bei dir gesehen werden. Und du sollst dies deinem Sohn an jenem Tag so erklären: Es geschieht um deswillen, was der Herr für mich getan hat, als ich aus Ägypten zog“ (2. Mose 13,7-8). Von dem hebräischen Begriff „higadeta“, „du sollst erklären“, wird der Name der Liturgie des Sederabends, „Hagadah“, abgeleitet.
Ein anderer sehr bekannter Text der zum jüdischen Glaubensbekenntnis wurde, spricht ebenfalls von der Erziehung der Kinder: „Höre, Israel: Der Herr ist unser Gott, der Herr allein! Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen, und du sollst davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich hinlegst und wenn du aufstehst“ (5. Mose 6,4-7).
Zu all diesen Überlegungen wurde ich jedoch durch einen jungen jüdischen Vater gebracht, den ich auf dem Spielplatz beobachtete und hörte. Israelis flüstern nämlich nicht, ihre Stimme erschallt in der Nachbarschaft, ob die Nachbarn das mögen oder nicht. Also, dieser junge Vater setzte seine beiden Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, jeweils auf eine Schaukel, damit sie ihre Spaß hatten und nicht weglaufen konnten, und erklärte ihnen dann gleichzeitig mit klarer Stimme seine religiösen Grundsätze, die Rolle des Rabbiners, und wendete das Ganze dann gleich auf ihr Leben an: „Was tust du, wenn dir jemand sagt, dass er nicht dein Freund sein will…?“
Ich konnte nicht anders, sondern musste auf ihn zugehen und ihm sagen, dass er das alles seinen Kindern wunderbar erklärt hatte und ich daraus lernen möchte. Er lächelte mich an und sagte zu seinen Kindern: „Diese Frau ist gekommen, um uns zu sagen, wie schön wir zusammenarbeiten.“