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Liebe Leser,
manchmal will ich „Hilfe!“ schreien, wenn ich nach ausführlichen Recherchearbeiten alle „Informationspuzzleteilchen“ vor mir liegen habe.
Ein Beispiel: Puzzleteil Nr. 1: „Die Israelis wollen das palästinensische Volk vernichten.“ Das höre ich von arabischer Seite.
Puzzleteil Nr. 2: „Israel hat eine der besten Armeen der Welt.“ Darüber besteht wenig Streit.
Puzzleteil Nr. 3: „Der Gazastreifen ist das am dichtesten besiedelte Gebiet der Welt.“
Puzzleteil Nr. 4: „Während der israelischen Offensive ‚Gegossenes Blei’ wurden 1.300 Palästinenser getötet.“ Das behauptet die Hamas. Ein italienischer Journalist meinte nach einer Tour durch die Krankenhäuser im Gazastreifen, es könnten kaum mehr als 500-600 Tote sein. Dem widerspricht jedoch die israelische Armee, die von 1.200 toten Palästinensern ausgeht. Mehr als zwei Drittel davon seien Hamas-Leute, die man bereits namentlich identifiziert habe. Bleiben wir also – als Arbeitshypothese – bei den 1.300.
Puzzleteil Nr. 5: „44.000 Häuser im Gazastreifen sind nach der israelischen Militäroffensive unbewohnbar oder total zerstört.“ Diese Zahl nennt der palästinensische Sozialminister Mahmud Habbash.
Wie bei so vielem, was man liest, kann man darüber einfach hinweg lesen. Was im Kopf bleibt ist ein Bild der Zerstörung, zerbombte Häuser, weinende Kinder, furchtbar Verletzte, Beerdigungen – als Folge der israelischen Zerstörungswut.
Man kann aber auch einen Taschenrechner zur Hand nehmen und feststellen, dass etwas nicht stimmt. Muss die beste Armee der Welt auf dem am dichtesten besiedelten Flecken Erde wirklich 33 Häuser zerstören, um einen einzigen Palästinenser töten zu können?
Ich nehme als Beispiel Puzzleteil Nr. 3. Die Aussage, Gaza sei das am dichtesten besiedelten Fleckchen Erde, wird selbst von renommierten israelischen Journalisten bedenkenlos nachgeplappert. Dabei könnte jeder, der Zuhause einen PC und einen Internetanschluss hat per Google nachprüfen, dass im Gazastreifen zwischen 3.820 und 4.270 Personen pro Quadratkilometer wohnen. Es gibt nur Schätzungen über die Bevölkerung im Gazastreifen –obwohl der größte Teil dieser Menschen von der UNO täglich gefüttert wird.
Zum Vergleich: In Berlin leben 3.750, in Warschau 4.300, in Tokio 4.750, in Moskau 4.900, in London 5.100, in Tel Aviv 7.445, in Kalkutta 24.000 und in Mumbai 27.209 Menschen pro Quadratkilometer. Wenn man der höchsten Zahl von 4.270 Personen pro Quadratkilometer Glauben schenken will, liegt der Gazastreifen auf Platz 54 der Bevölkerungsdichte weltweit.
Mit diesem Israelreport geben wir Ihnen wieder einmal „Puzzleteilchen“, Überlegungen und Denkanstöße weiter. Das wird uns aber nicht das Weiterdenken, Mitdenken und miteinander Diskutieren ersparen.
Mit den besten Segenswünschen für das Neue Jahr 2009, das so anstrengend begonnen hat, grüße ich Sie aus Jerusalem,
Ihr Johannes Gerloff