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Liebe Leser,
in der Vorbereitung auf die 16. Sächsische Israelkonferenz im Mai dieses Jahres bin ich den „Spuren des Messias“ (so das Konferenzthema) gefolgt – und wurde infolgedessen von den „Fußtapfen des Messias“ verfolgt.
Das einzige Vorkommen des Begriffes „Fußtapfen deines Messias“ in der hebräischen Bibel ist in Psalm 89,52. Der Psalmist Eitan HaEsrachi stellt dort fest, dass die Feinde des lebendigen Gottes die Fußtapfen des Messias schmähen.
Rabbi David Kimchi, der im 12. und 13. Jahrhundert in der Provence in Frankreich lebte und kurz „Radak“ genannt wird, erklärte ausgehend von diesem Psalmvers, dass sich die Völker gegen den Messias bei dessen Ankunft verschwören würden, um ihn zu töten und seine Herrschaft zu verhindern.
Rabbi Mosche Alschich, der 1507 in der Türkei geboren wurde und 1593 in der obergaliläischen Stadt Zfat starb, witterte in den Fußtapfen des Messias (in christliche Terminologie übersetzt) „Kreuzesgeschehen“, nämlich den Stich in die Ferse, von der Gott zu Eva unmittelbar nach dem Sündenfall gesprochen hatte (1.Mose 3,15) – und eine Möglichkeit zur Buße, eine Gnadenzeit für die Feinde des Gottes Israels.
Auf die Gnadenzeit kommen die rabbinischen Ausleger deshalb, weil der Grund für den Spott der Feinde Gottes „die Verzögerung des Messias“ ist, dass er sich verspätet. „Er wird niemals kommen!“, behaupten die Spötter.
Nach dem Zeugnis des Neuen Testaments hatte übrigens schon Mose eine ganz bewusste Entscheidung gegen „die Schätze Ägyptens“ und für „die Schmach des Messias“ getroffen (Hebräer 11,26) – wobei er offensichtlich im Leid des widerspenstigen Sklavenvolkes das Leiden des Christus wieder erkannte.
Interessant ist, wenn man den „Spuren des Messias“ durch die rabbinische Auslegungsliteratur folgt, dass die jüdischen Weisen ganz unversehens einen Umkehrschluss ziehen: Für sie folgt nicht nur in den Fußtapfen des Messias viel Schmach (was für das jüdische Volk im Rückblick auf die vergangenen zwei Jahrtausende ja tatsächlich leider und furchtbar der Fall war), sondern sie hören im Spott und Leiden die Schritte des kommenden Erlösers. Der hebräische Begriff „Fußtapfen des Messias“ wird zum terminus technicus für das „Ende aller Geschlechter“, für die „Endzeit“. In Übereinstimmung mit dem Alten (Micha 7,5-6) und Neuen Testament (Matthäus 10,34-36) erkennen Sie, dass der Ankunft des Messias ein ethischer Niedergang und Vertrauenszerfall vorausgehen wird (Mischna: Sota 9,15; Babylonischer Talmud: Sanhedrin 97a). Wenn aber in den Fußtapfen des Messias die Vorzeichen für das Kommen des Messias folgen, bezeugt die rabbinische Auslegungstradition, dass der Messias zweimal die Bühne der Weltgeschichte betritt.
Besonders bewegt hat mich bei dieser Vorbereitungsarbeit die Erkenntnis des Begründers der chassidischen Chabad-Lubawitsch-Bewegung, Rabbi Schne’ur Salman von Ljadi (1745-1812), der mehrfach betont, dass „die Hauptarbeit in den Fußtapfen des Messias das Gebet“ sei.
Mein persönliches Ziel ist, mich dem Messias an die Fersen zu heften, ihm nachzufolgen, so zu werden wie er (1.Petrus 2,21-25) – und so in seiner Fußspur seinem Advent, seiner Wiederkunft fröhlich und zuversichtlich entgegenzugehen. Dazu möchte ich Sie ganz herzlich einladen!
Ihr Johannes Gerloff