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Liebe Leser,
Rabbi Abba lebte im dritten und vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Er war im Zweistromland aufgewachsen und als Seidenhändler sehr wohlhabend. So konnte er es sich leisten, zwischen seiner Heimat im heutigen Irak und dem Land Israel zu pendeln. An babylonischen Schulen jüdischer Gelehrsamkeit war er bekannt als „unser Lehrer im Land Israel“. Beides war ihm vertraut: Das üppige, fruchtbare Land an den Strömen Euphrat und Tigris, und gleicherweise das karge, verödete und unwirtliche Bergland um Jerusalem.
„Es gibt kein deutlicheres Zeichen für das Ende“, überliefert der Babylonische Talmud (Traktat Sanhedrin 98a) die Erkenntnis von Rabbi Abba, „als das, was geschrieben steht: ‚Ihr Berge Israels, werdet eure Zweige treiben und Früchte tragen für mein Volk Israel‘“ (Hesekiel 36,8). Wenn „die Berge Israels“ wieder produktiv werden und das Volk Israel ernähren können, ist das – so Rabbi Abba – das Zeichen schlechthin für die unmittelbar bevorstehende Erlösung.
Am 11. November 2015 beschloss die Europäische Union, Produkte aus Gebieten, die Israel seit 1967 besetzt hält, zu kennzeichnen. Die EU bestreitet, dass ziemlich exakt die Gegend, die Hesekiel vor 2 500 Jahren als „Berge Israels“ bezeichnet hat, heute zum Staat Israel gehört. Deshalb sollten Erzeugnisse von dort auch nicht mit „Made in Israel“ beschriftet sein. Laut EU eine rein „technische“ Maßnahme. Die Verbraucher sollen lediglich die Herkunft der Produkte kennen.
Gegner des israelischen Siedlungsbaus bezeichnen diese EU-amtliche Bestätigung dessen, was Rabbi Abba als das eindeutigste Zeichen für die unmittelbar bevorstehende Erlösung bezeichnet hat, als Schritt in die richtige Richtung. Endlich ist klar, welches Gemüse, welche Früchte, welche Kosmetika boykottiert werden müssen.
Als Entscheidungshilfe sei hier an einige Auswirkungen der Bemühungen der so genannten BDS-Bewegung („BDS“ steht für „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“) erinnert:
Israelis verlegen ihre Produktionsstätten – nicht aber ihre Wohnungen! – ein paar Kilometer nach Westen. So werden Arbeitsplätze in Israel geschaffen.
Palästinenser, die dadurch arbeitslos wurden, stehen vor dem Aus. Um das nackte Überleben zu meistern, verkaufen sie ihr Land an Juden.
Letzte Beziehungsreste zwischen Israelis und Palästinensern, die fast drei Jahrzehnte Terror, Besatzung, Misstrauen und Sperrwall überlebt haben, werden durch den westlichen Boykott effektiv erstickt.
Zwischen Jordanien und Israel gab es in den vergangenen Jahren für beide Seiten höchst profitable Wirtschaftskooperationen. Zwischen Israelis und Palästinensern ist Vergleichbares unmöglich, weil jeder israelische Unternehmer, der in den „Bergen Israels“ investiert, automatisch zum „Siedler“ wird, ganz unabhängig davon, welche persönlichen Beziehungen er zu Arabern hat und wer von seinem Engagement profitiert.
In unserer Zeit entscheiden weder Politiker noch Gutmenschen, sondern das Geld. Mit jedem Euro, den Sie ausgeben, haben Sie eine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. In dieser Hinsicht hat die BDS-Bewegung durchaus Recht.
Ich wünsche Ihnen ein fröhliches, weises und fruchtbares Nachdenken über die von der Europäischen Union so prominent propagierten Zeichen der Endzeit,
Ihr Johannes Gerloff