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Liebe Israelreport-Leser,
Unterscheiden ist ein entscheidender Aspekt im Schöpfungshandeln Gottes. Wenn wir das erste Kapitel der Bibel aufschlagen, stellen wir fest: Gott unterscheidet zwischen Licht und Finsternis, zwischen oben und unten, nass und trocken, Himmel und Erde, Tag und Nacht, zwischen den verschiedenen Tierarten und schließlich zwischen Mensch und Tier, Mann und Frau. Wenn Gott seiner Schöpfung das Prädikat „sehr gut“ verleiht, sind diese Unterschiede bleibender Bestandteil des „sehr guten“ Werkes. Die Vollendung schließlich ist die Unterscheidung zwischen Schabbat und Wochentagen, Arbeit und Ruhe – eine Schöpfungsordnung, die der Schöpfer selbst beobachtet.
Der Sündenfall machte eine Neuschöpfung notwendig und auf dem Weg dahin die Unterscheidung zwischen heilig und profan, rein und unrein, Recht und Unrecht, gerecht und böse, Wahrheit und Lüge, Segen und Fluch, Leben und Tod. Gott bereitete die Erlösung vor, indem er „Familien, Sprachen, Länder und Völker“ voneinander schied. Schließlich machte er einen Unterschied zwischen Abrahams Nachkommen und der Heidenwelt und berief sich seine Gemeinde aus alledem heraus. So ungern das heute gehört wird, aber vor dem Entstehen einer neuen Schöpfung muss der Richter die Spreu vom Weizen trennen. Unterscheiden ist auch ein wichtiger Bestandteil des Erlösungshandelns Gottes.
Wir leben in einer Zeit, die allen Unterschieden den Kampf angesagt hat. Theologisch attraktiv sind Bibelstellen, die betonen, dass „kein Unterschied“ besteht – wobei oft übersehen wird, dass diese Aussagen nur auf dem Hintergrund bestehender Unterschiede sinnvoll sind. Zudem werden funktionale Unterscheidungen vorschnell als Werteunterschied abgelehnt.
Es soll hier nicht darum gehen, der Renaissance einer wie auch immer gearteten Apartheid das Wort zu reden. Wir wollen Gottes Handlungsweise, wie sie die Bibel offenbart, besser verstehen. Unterschiedliche Pole brauchen einander: Ohne Oben gibt es kein Unten. Wer nur von Wasser umgeben ist, kann sich Trockenheit nicht vorstellen. Forscher stellen erschreckt fest, dass das Aussterben einer einzigen Tierart die gesamte Schöpfung beeinträchtigt. Ohne Frauen ist Mannsein witzlos. Wer Lüge nicht beim Namen nennen darf, ist zur Orientierungslosigkeit verdammt. Ohne Definitionen (und seien diese auch nur hypothetisch) wird Erkenntnisfortschritt unmöglich. Wer Gericht verdrängt, versinkt im Chaos. Wer den vom ersten bis zum letzten Buch der Bibel bezeugten Unterschied zwischen Israel und den Heidenvölkern ignoriert, wird Gottes Handeln nicht begreifen können.
Orthodoxe Juden danken ihrem Gott jeden Morgen im Schacharit dafür, dass er sie nicht als „Fremde“, als Nichtjuden, geschaffen hat. Anstatt das als Rassismus abzutun, sollten wir als Nichtjuden vielleicht beten lernen: „Gelobt seist du, Herr, unser Gott, König des Universums, der du mich nicht als Juden gemacht hast!“ – um dann zu entdecken, wie wir gemeinsam in unserer Verschiedenheit dem Schöpfer Ehre bereiten können.
Mit einem herzlichen Schalom bleibe ich aus Jerusalem
Ihr Johannes Gerloff