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„Sukkot“ ist eines von drei großen biblischen Wallfahrtsfesten (2. Mose 34,23f.). Neben Passah und dem Wochenfest ist das Laubhüttenfest das größte, das am meisten ersehnte, das populärste und das fröhlichste Familienfest im Judentum. Kurz gesagt: „das Fest“ überhaupt – und damit der krasse Gegensatz zur ernsten Stille des Jom Kippur.

In Erinnerung an die vierzigjährige Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten soll Israel sieben Tage lang in Laubhütten, hebräisch „Sukkot“, wohnen. Überall sind deshalb in der Zeit vom 15. bis 21. Tag des hebräischen Monats Tischrei – in diesem Jahr fallen sie auf den 5. bis 11. Oktober – in Israel auf Balkons, vor Wohnhäusern, in Gärten, auf Veranden, in Parks und auf Parkplätzen die Sukkot zu sehen. Eine Woche lang spielt sich das familiäre Leben in ihnen ab. Fromme Juden verbringen sogar die Nacht in ihren Laubhütten.

Nur der erste und der letzte Tag des Laubhüttenfestes sind Feiertage, an denen das öffentliche Leben in Israel ruht. Dazwischen sind viele Geschäfte in Israel geöffnet, wenngleich auf reduzierter Basis. Das heißt, die Arbeitszeiten sind verkürzt. Was verschoben werden kann, wird verschoben. Die Kinder haben in dieser Zeit Schulferien und das ganze Land ist während des Laubhüttenfestes voller Ausflügler. An vielen Orten herrscht Volksfeststimmung.

In den Synagogen werden in der Laubhüttenfestwoche spezielle Gebete verrichtet. Am Sabbat wird das gesamte Buch Prediger verlesen. Besonders auffallend ist, dass gesetzestreue Juden die „vier Arten“ von Pflanzen, einen Palmzweig, eine Zitrusfrucht, einen Myrten- und einen Weidenzweig (3. Mose 23,40), zum Morgengebet mit sich herumtragen. Dieser „Blumenstrauß“ erhält in der Tradition unterschiedliche symbolische Bedeutungen.

Neben dem Strauß aus den vier Arten und dem Bau der Laubhütten ist das Hauptgebot für dieses Fest: „Du sollst fröhlich sein an deinem Fest, du und dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Levit, der Fremdling, die Waise und die Witwe, die in deiner Stadt leben!“ (5. Mose 16,14). Nach jüdischer Tradition muss dieses Gebot unbedingt befolgt werden, auch wenn das nicht immer leichtfiel. In den vergangenen Jahren war die Laubhüttenfestzeit nicht selten eine Zeit politischer Spannungen, die sich in gewalttätigen Auseinandersetzungen entluden.

Der siebte Tag des Laubhüttenfestes heißt „Hoschana Raba“ und ist ein Tag der Fürbitte für eine gute Ernte im nächsten Jahr, eine Ergänzung zum Großen Versöhnungstag. Deswegen hat sich die Sitte eingebürgert die ganze Nacht im Gebet und mit Bibellesen zu verbringen.

Der achte Laubhüttenfesttag ist wie der erste ein Ruhetag. An ihm wird in besonderer Weise um Regen gebetet – und nicht selten fällt just zum Ende des Laubhüttenfest der erste Frühregen in Israel.

Zur Zeit des Zweiten Tempels wurde während Sukkot noch ein besondere Trankopferzeremonie durchgeführt, an die vielleicht Jesaja 12,3 erinnert: „Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.“ Wahrscheinlich sind in diesem Zusammenhang die Worte von Jesus auf dem Laubhüttenfest im Jerusalemer Tempel zu verstehen: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Johannes 7,37f.).

Im Blick auf das Neue Testament ist das Laubhüttenfest das einzige der drei jüdischen Wallfahrtsfeste, dessen Verheißungen noch ausstehen. Zum Passahfest gedenken Christen der Kreuzigung und Auferstehung Jesu. An Schawuot, dem Pfingstfest, wurde der Heilige Geist ausgegossen. Mit Sukkot dagegen wissen viele Christen nichts anzufangen. Doch der Prophet Sacharja spricht davon, dass einmal alle Nichtjuden jährlich heraufkommen werden, „um das Laubhüttenfest zu halten. Aber über das Geschlecht auf Erden, das nicht heraufziehen wird nach Jerusalem, um anzubeten den König, den Herrn Zebaoth, über das wird’s nicht regnen“ (Sacharja 14,16f.).

Mit Sonnenuntergang des letzten Laubhüttenfesttages beginnt das Fest „Schmini Atzeret“, der „achte Tag der Versammlung“. Obwohl dieser Tag unmittelbar auf Sukkot folgt, ist er ein eigenständiger Feiertag, für den das Gebot, in Laubhütten zu sitzen, nicht mehr gilt. Auch der Strauß mit den „vier Arten“ wird nicht mehr getragen.

Die Synagogengottesdienste folgen einem „Bibelleseplan“, der einmal im Jahr durch die gesamte Thora, die fünf Bücher Mose, führt. An Schmini Atzeret schließt sich dieser Kreis: Der letzte Abschnitt des 5. Buches Mose wird gelesen und gleich darauf der erste Abschnitt aus dem 1. Buch Mose. Den letzten Abschnitt der Thora vorzulesen ist eine besondere Ehre. Wem sie zuteil wird, der wird zum „Bräutigam der Thora“. Wer dann die ersten Worte der Heiligen Schrift – „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde…“ – lesen darf, wird zum „Bräutigam des Anfangs“.

Aus Freude darüber, dass Gott seinem Volk die Thora, sein Wort, anvertraut hat, holen jüdische Gläubige am Vorabend dieses Festes alle Thorarollen aus dem Thoraschrein ihrer Synagoge. Mit den kostbaren Buchrollen im Arm tanzen und singen die Männer dann in einer langen Prozession in der Synagoge. In religiösen Vierteln kann sich dieses Freudenfest über mehrere Stunden ausdehnen und die Feiern werden auf der Straße fortgesetzt. Deshalb ist dieser Tag auch als „Freudenfest der Thora“, „Simchat Torah“, bekannt.

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By Published On: Oktober 4, 20174,3 min read
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