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Eine Chronologie erweckt den Eindruck der Objektivität. Aber ich muss eine Auswahl treffen. Was gehört zur „palästinensischen“ Geschichte, was nicht?
Muss ich alle arabischen Terroranschläge gegen Israel aufzählen? Wie kann ich eine katastrophale Welle von Selbstmordattentaten anzeigen, die entscheidend ist für die weitere Entwicklung der palästinensischen Gesellschaft? Vielleicht sollte ich sogar alle Terroranschläge weltweit auflisten, soweit sie „palästinensische“ Wurzeln haben – ganz gleich, ob die Motivation ideologisch-religiöser, politischer oder vielleicht auch wirtschaftlich begründet ist? Schließlich ist der palästinensische Terror ein Hauptfaktor dafür, dass das Schicksal der Palästinenser von der Weltöffentlichkeit ganz anders betrachtet wird, als die Schicksale anderer vergleichbarer Volksgruppen.
Sollten zur palästinensischen Geschichte nicht alle militärischen Maßnahmen Israels gehören, die der Einschränkung des Terrors dienen sollten, von der Abriegelung der palästinensischen Gebiete, bis hin zu den gezielten Tötungen? Immerhin haben sie die nationale Psyche dieser Menschen entscheidend geprägt. Und: Gehört in eine „Chronologie des palästinensischen Volkes“, wenn palästinensische Milizen in Jordanien oder im Libanon kämpfen?
Gehören dazu innerpalästinensische Fehden, Konkurrenzkämpfe und Rivalitäten? So meint Wikipedia[1]: „Die arabisch-palästinensische Gesellschaft und ihre Politik sind ohne die Rivalität zwischen zwei großen Clans, den al-Naschaschibis und den al-Husseinis, nicht zu verstehen.“
Aber sollte sich eine Chronologie des palästinensischen Volkes überhaupt hauptsächlich auf militärische Aktionen und Terror konzentrieren? Immerhin nehmen die Palästinenser bis heute im gesamten Nahen Osten eine herausragende Stellung ein als Handwerker und Bauingenieure.
Wann beginnt die Geschichte der Palästinenser?
Muss in einer „Chronologie Palästinas“ erwähnt werden, dass in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung immer noch 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung des Landes Israel alias Palästina Juden waren?
Oder ist es von Bedeutung, dass Suleiman, der Sohn des Kalifen al-Walid, im Jahr 716 Ramle 45 Kilometer westlich von Jerusalem baute und für mehrere Jahrhunderte zur Verwaltungshauptstadt von „Falastin“ (Südpalästina) machte – wohingegen Jerusalem nie als Hauptstadt auch nur einer Provinz in diesem Gebiet angesehen wurde, außer während der Zeit der Kreuzfahrer und als Juden oder Israeliten ihre Königreiche hatten?
Von 1516 bis 1917 gehörte das Land zwischen Mittelmeer und Jordan zum Osmanischen Reich.
Im Frühjahr 1799 rückte Napoleon von Ägypten aus nach Norden vor. Das Heilige Land rückte in den Brennpunkt des internationalen Interesses. Bevor der französische Feldzug vor Akko zum Stillstand kam, hatte der künftige französische Kaiser verkündet, Palästina, einschließlich Jerusalems, sollte seinen rechtmäßigen Erben, dem jüdischen Volk, zurückgegeben werden.
Es ist bemerkenswert, dass der katarische Nachrichtensender „Al Jazzeera“ seine „Timeline of Palestine‘s History“[2] mit genau diesem Ereignis beginnt. In der folgenden Zeitleiste geht es dann eigentlich nur um den „Zionismus“. Diese Tatsache scheint darauf hinzudeuten, dass die palästinensische Identität tatsächlich nicht ohne die politische Verwirklichung des Jahrtausende alten Wunsches des jüdischen Volkes, in das Land seiner Vorväter zurückzukehren, verstanden werden kann.
Im Jahr 1831 rebelliert Mohammed Ali, Pascha von Ägypten, gegen den osmanischen Sultan. Sein Sohn Ibrahim erobert Palästina und regiert es neun Jahre lang mit einer liberalen Haltung gegenüber Christen und Juden. Die Christen von Bethlehem vertreiben alle Muslime, die bis dahin ein eigenes Viertel in der Stadt bewohnt hatten.
Nach einem Aufstand der Araber in Palästina im Jahr 1834 gegen Muhammad Alis Forderung nach Wehrpflichtigen wurde dieses Viertel auf Befehl von Ibrahim Pascha zerstört. Die Einberufung war für Bauern nichts anderes als ein Todesurteil. Seit dieser Zeit ist Bethlehem fast ausschließlich von Christen bewohnt. In Hebron kommt es zu einem Pogrom von Muslimen gegen ihre jüdischen Nachbarn.
Einige Historiker betrachten dies als das erste prägende Ereignis des palästinensischen Volkes. Der Artikel „Geschichte der Palästinenser“ aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie[3], verweist entweder auf „den Aufstand der Araber in Palästina im Jahr 1834 als das erste prägende Ereignis des palästinensischen Volkes“ oder auf die Möglichkeit, dass „der palästinensisch-arabische Nationalismus als eigenständige Bewegung zwischen April und Juli 1920 entstand“. In seinem zweiten Satz heißt es jedoch: „Seit 1964 werden sie als Palästinenser (arabisch: الفلسطينين, al-filastiniyyin) bezeichnet“, ohne eine konkrete Quelle für diese Behauptung anzugeben.
Laut Wikipedia endet die „Geschichte der Palästinenser“ mit dem „palästinensischen Exodus von 1948 (1948-1949)“, der „von den meisten Palästinensern und Arabern als Nakba (arabisch: النكبة) bezeichnet wird, was ‚Unglück‘, ‚Katastrophe‘ oder ‚Verhängnis‘ bedeutet“.[4]
Der Wikipedia-Artikel „Palästinenser“[5] behauptet, dass sie „eine ethnische Gruppe“ seien, und gibt Quellen von 2013 (Riad Nasser), 2011 (Oded Haklai), 2009 (Hisham Motkal und Maram Hussien Abu Rayya), 2006 (Mir Zohair Hussain und Stephan Shumock), 2005 (Tamara Cofman Wittes) und 2002 (Hassan Jabareen) an.
1880-1884: Die osmanische Regierung siedelt moslemische Tscherkessen auf dem Golan an, um räuberische Beduinen zurückzudrängen. Weitere Siedler kommen aus dem Sudan, Algerien, Kurdistan, der Türkei, Bosien und Samaria.
1908: Der palästinensische Schriftsteller Nadschib Nassar veröffentlicht die Zeitung Al-Karmel, die sich gegen die zionistische Kolonialisierung wendet.
1911: Palästinensische Christen gründen in Jaffa die arabische Zeitung Falastin (Palästina).
März 1916: Im geheimen Sykes-Picot-Abkommen wird das Osmanische Reich in eine französische und eine britische Einflusssphäre aufgeteilt. Palästina soll unter internationale Verwaltung gestellt werden. Im heutigen Syrien ist ein arabischer Staat unter französischem Protektorat vorgesehen, im Gebiet östlich des Jordan und im Negev soll ein arabischer Staat unter englischem Protektorat entstehen.
28.03.1917: Die Osmanen vertreiben alle Juden aus Haifa und Tel Aviv.
02.11.1917: Die britische „Balfour-Erklärung“ verspricht eine „jüdische Heimstätte“ in Palästina.
1920-1947: Britisches Mandat
Zwischen April und Juli 1920: Nach den „Nebi-Musa-Unruhen“ (04.-07.04.1920), der Konferenz von San Remo (19.-26.04.1920) und dem Scheitern von Faisal ibn Hussein, ein Königreich Großsyrien zu gründen, entsteht der palästinensisch-arabische Nationalismus als eigenständige Bewegung. (Der Film „Lawrence von Arabien“ beschreibt diese Episode in der Geschichte des Nahen Ostens.)
Mai 1921: Gewalttätige Ausschreitungen gegen die jüdische Kolonisierung in Jaffa, Tel Aviv, Kfar Saba und Rechovot kosten 48 Juden und 47 Arabern das Leben, mehr als 200 werden verletzt.
Der britische Hochkommissar Sir Herbert Samuel versucht die Aufständischen zu beschwichtigen durch die Beschränkung der jüdischen Einwanderung („Churchill-Weißbuch“), die Begnadigung von Gefangenen und indem er 1922 Hadsch Amin el-Husseini zum Großmufti von Jerusalem machte, der in der Folge zum Anführer des arabischen Aufstands wird.
1926: Arthur Ruppin gründet den „Brit Schalom“ für eine Verständigung des Zionismus mit der arabischen Bevölkerung auf der Grundlage der Gleichberechtigung und gegenseitigen Anerkennung. Er tritt für einen binationalen Staates in Palästina ein.
1928: Iss ad-Din al-Kassam gründet die „jungen muslimischen Männer“, einen Vorläufer der Hamas, die nach Pfadfinderart militärische Übungen machen und jüdische Siedlungen angreifen. Im selben Jahr gründet der ägyptische Volksschullehrer Hassan al-Banna die „Gesellschaft der Muslimbrüder“.
4. August 1929: Jasser Arafat wird in Kairo geboren. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1933 wird er zu einem Onkel nach Jerusalem geschickt.
23. August 1929: Nach monatelangen Belästigungen an der Klagemauer in Jerusalem erreicht der „Al-Buraq-Aufstand“ seinen Höhepunkt in landesweiten Massenprotesten gegen die jüdische Einwanderung und Massakern an den jüdischen Gemeinden in Hebron und Safed. 133 Juden, 116 Araber und sieben britische Polizisten werden getötet. Im Auftrag der britischen Regierung untersucht die „Shaw-Kommission“ die Ursache für die Unruhen.
1930: Eine britische Untersuchungskommission erklärt die Klagemauer zum muslimischen Eigentum, bestätigt aber das jüdische Recht auf Gottesdienst. Das Verbot, das Schofar (Widderhorn) zu blasen, und andere Einschränkungen werden nicht aufgehoben. Hadsch Amin el-Husseini proklamiert den Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen, wobei er in seinen kämpferischen Aufruf die gröbsten antisemitischen Auswüchse übernahm.
1931: Die Palestine Post (später Jerusalem Post) wird erstmals veröffentlicht. In Palästina leben etwa 760.000 muslimische Araber, 175.000 Juden, 90.000 Christen, 160 bis 190 Samaritaner und etwa 7.000 Drusen im Haurangebirge. Jerusalem hat 90.503 Einwohner, davon 51.222 Juden.
1933: Juden aus Deutschland beginnen nach Palästina auszuwandern. Die Reaktion der Araber sind Massenproteste und heftiger aktiver Widerstand, der 1936 in eine Aufstandsbewegung ausartet, die bis 1939 dauert.
05.03.1935: Jerusalemes Mufti Amin el-Husseini und Bürgermeister Ragheb Bey Naschaschbi werden von deutschen Nazi-Propagandisten unterstützt, um in der Bevölkerung Hass gegen Juden zu schüren. Jüdischer Besitz wird mit Hakenkreuzen markiert und jüdische Frauen monatelang im Gefängnis in Bethlehem eingekerkert. Als Anklagepunkt wird „illegale Einwanderung“ genannt.
November 1935: Scheich Iss ad-Din al-Kassam, ein Revolutionsführer in Palästina, wird in der Nähe von Dschenin von der britischen Polizei getötet.
1936: Der Palestine Broadcasting Service (später Kol Israel) nimmt seine Arbeit auf.
1936-1939: „Der große arabische Aufstand“ gegen die britische Herrschaft und jüdische Einwanderung kostet 2 850 Arabern, 1 200 Juden und 700 Briten das Leben. Viele gemäßigte Araber werden von arabischen Extremisten getötet.
Juli 1936: Die Einsetzung des Arabischen Oberkomitees unter Hadsch Amin el-Husseini ließ gemäßigten arabischen Führungspersönlichkeiten keine Chance.
August 1936: Eine königliche Kommission unter Earl Peel untersucht die Lage. Sie empfiehlt die Teilung Palästinas. Dieser Vorschlag wird von den Arabern abgelehnt, vom Zionistenkongress als Grundlage für weitere Verhandlungen angenommen.
1938: Ein weiterer britischer Plan sieht einen Staat mit einer arabischen Mehrheit vor; die Araber signalisieren Zustimmung, die Juden lehnen ihn ab.
17. Mai 1939: Die britische Regierung beugt sich der arabischen Rebellion und begrenzt mit ihrem letzten „Weißbuch“ die Zahl der jüdischen Einwanderer nach Palästina auf 15.000 pro Jahr. Nach fünf Jahren sollte ein totaler Immigrationsstop für Juden erfolgen.
28. November 1941: Hadsch Amin el-Husseini, der Großmufti von Jerusalem, trifft als Gast Adolf Hitlers in Berlin ein. Jahrelang hatten sich die beiden einander angenähert. Husseini hatte die Angst der Welt vor Hitler genutzt, um panarabische Interessen im britischen Mandat Palästina gegen die Juden durchzusetzen. Jetzt bittet der Mufti den Führer als „Beschützer des Islam“ alle Juden auszurotten.
20. Januar 1942: In einer Villa in Berlin-Wannsee beschließen Mitglieder der NSDAP und der SS unter Leitung von Reinhard Heydrich die „Endlösung der Judenfrage“, das heißt, die systematische Ermordung von elf Millionen europäischen Juden.
1945: Said Ramadan gründet in Jerusalem einen sozial-religiösen Ableger der ägyptischen Muslimbruderschaft, die zum Vorläufer der Hamas-Bewegung wird, sich aber nicht aktiv am Kampf gegen die jüdische Besiedlung Palästinas beteiligt.
22. März 1945: In Kairo wird von Ägypten, dem Irak, Syrien, dem Libanon, Transjordanien, Saudi-Arabien und dem Jemen die Arabische Liga als Vereinigung gegen Israel gegründet — von Großbritannien gefördert.
1946: Transjordanien wird unabhängig und zur Monarchie, das französische Mandat zur Republik Syrien.
Februar 1947: Die britische Regierung erklärt ihr Palästina-Mandat für beendet und gibt es an die Vereinten Nationen zurück.
15. Mai 1947: Die UN-Vollversammlung setzt das „Sonderkomitee für Palästina“ (United Nations Special Committee on Palestine – UNSCOP) zur Prüfung der Lage im Lande ein.
29. November 1947: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet mit 33 Ja-Stimmen, 13 Nein-Stimmen, bei zehn Enthaltungen die Resolution 181. Die Palästinenser lehnen sie ab.
Bereits am Tag darauf ermorden Freischärler des Großmufti durch einen Anschlag auf einen Bus in der Nähe von Lod fünf Juden. In der Nähe der Jerusalemer Altstadt greifen Araber jüdische Geschäfte an.
David Ben Gurion versichert am selben Tag den arabischen Nachbarn: „Wir hegen gegen niemanden aggressive Absichten. Sollten wir angegriffen werden, so nehmen wir die Herausforderung an; aber wir hoffen ernsthaft, daß dies nicht nötig sein wird. Der Mittlere Osten braucht den Frieden mehr als alles andere, und wir brauchen den Frieden mehr als alles andere…“
Sprecher der in den Vereinten Nationen vertretenen arabisch-islamischen Staaten betonten, „daß der UN-Beschluß Gerechtigkeit und Frieden untergrabe und ihre Staaten nicht verpflichte.“
Zuvor hatte ein palästinensischer Vertreter verlautbart: „Es ist der feste und eindeutige Wille der Araber, keine Lösung in Betracht zu ziehen, die den Verlust ihrer Souveränität auch nur über irgendeinen Teil ihres Landes… bedeuten würde.“
Unmittelbar nach dem UN-Teilungsplan gingen die Araber zum bewaffneten, „von den Briten tolerierten“ Widerstand über. Im gesamten Land kommt es zu Bombenanschlägen und Feuerüberfällen auf jüdische Siedlungen und Wohnbezirke. Aus Syrien und Transjordanien dringen Freischärler und bewaffnete Trupps nach Palästina ein.
Bis 31. Dezember 1947 fallen mindestens 205 Juden der Terrorwelle des Großmufti zum Opfer. In den sechs Monaten zwischen der UN-Teilungsresolution und der Beendigung des britischen Mandats weiten sich die Gefechte zwischen arabischen Guerillakräften und jüdischen Kampfverbänden immer mehr zum Bürgerkrieg aus.
1948: Arafat beginnt sein Ingenieurstudium in Kairo und tritt der Moslem-Bruderschaft bei.
26. März 1948: Freischärlern des Großmufti sperren den Straßenkorridor zwischen Tel Aviv und Jerusalem.
9. April 1948: Nahe Jerusalem findet eine Schlacht statt, die später als „Massaker von Deir Jassin“ bekannt wird.
15. April 1948: Die Hagana hat den Jerusalem-Korridor für jüdische Konvois wieder frei gekämpft.
1948-heute: Staat Israel
14. Mai 1948: Ben Gurion, Vorsitzender der “Jewish Agency for Palestine”, erklärt die Gründung eines jüdischen Staates im Land Israel. Dies ist der offizielle Auslöser des israelischen Unabhängigkeitskrieges. Israel wird von Ägypten, Syrien, Transjordanien, Libanon und Irak angegriffen. 650.000 Juden stehen 40 Millionen Arabern gegenüber.
28. Mai 1948: Das jüdische Viertel in der Altstadt von Jerusalem kapituliert. 58 Synagogen werden zerstört, die jüdische Bevölkerung vertrieben. Im Waffenstillstandsabkommen von 1949 war der freie Zugang aller Religionen zu ihren heiligen Stätten festgelegt. Allerdings konnten bis 1967 weder Juden die Westmauer oder den Friedhof auf dem Ölberg, noch israelische Araber Kirchen oder Moscheen im Ostteil der Stadt besuchen.
Palästinenser bezeichnen den israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948/49 als „Nakba“ (Katastrophe). 150 000 Araber blieben in Israel, lebten bis 1966 unter Militärherrschaft, bekamen aber letztendlich die israelische Staatsbürgerschaft. Schätzungsweise 700.000 bis 800.000 Araber aus dem Mandatsgebiet Palästina wurden zu Flüchtlingen. In den Jahren 1948 bis 1952 kam eine vergleichbare Zahl an Juden aus dem Nahen Osten und Nordafrika nach Israel. Zwischen Israel und der arabischen Welt fand in diesen Jahren also ein Bevölkerungsaustausch statt, wie zeitgleich in ähnlicher Weise in Mitteleuropa, auf dem Balkan oder auf dem indischen Subkontinent.[6]
Im September 1948, bildete Ägypten eine gesamtpalästinensische Regierung in Gaza und setzte den ehemaligen Großmufti von Jerusalem, Hadsch Mohammad Amin al-Husseini, zu ihrem Präsidenten.
10. Oktober 1948: Die gesamtpalästinensische Regierung erklärte einen unabhängigen palästinensischen Staat in der gesamten Region Palästina mit Jerusalem als Hauptstadt. Diese Regierung wurde von Ägypten, Syrien, dem Libanon, dem Irak, Saudi-Arabien und dem Jemen anerkannt, nicht aber von Jordanien oder irgendeinem nicht-arabischen Land.
1. Dezember 1948: Der Zweite Arabisch-Palästinensische Kongress in Jericho proklamiert Abdullah zum König von Palästina und fordert eine Vereinigung des arabischen Palästinas mit dem haschemitischen Königreich Transjordanien. In diesem Monat zog die gesamtpalästinensische Regierung von Gaza nach Kairo um.
Zwischen Februar und Juli 1949 wurden Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und Libanon, Syrien, Jordanien und Ägypten unterzeichnet. Um diese Abkommen zu erleichtern, zog sich Israel aus wichtigen Gebieten auf der Sinai-Halbinsel und im Libanon zurück. Nur der Irak lehnte jedes internationale Abkommen mit Israel ab.
Die in diesen Abkommen vereinbarten Grenzlinien wurden auf ausdrücklichen Wunsch der arabischen Unterhändler als „Demarkationslinien“ bezeichnet. Ägypten lehnte die Annexion des Gazastreifens ab. Die Bewohner des Gazastreifens brauchten Pässe, um nach Ägypten zu reisen. Im März 1949 verbot Jordanien per königlichem Dekret die Verwendung des Begriffs “Palästina” und untersagte alle Aktivitäten der gesamtpalästinensischen Regierung.
8. Dezember 1949: Gründung des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA).
24. April 1950: König Abdullah I. von Jordanien annektiert das Westjordanland, einschließlich Ost-Jerusalem. Nur Großbritannien und Pakistan erkannten diese Annexion an.
1951: König Abdullah, der insgeheim der Koexistenz mit Israel zustimmte, wurde als Verräter an der arabischen Sache denunziert und von einem Palästinenser auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem ermordet.
1951-57: Arafat studiert Ingenieurwesen an der Universität Kairo und beginnt sich für die palästinensische Sache zu engagieren.
1956: Im Rahmen der Suez-Krise erobert Israel die gesamte Sinai-Halbinsel und somit auch den Gazastreifen, zieht sich jedoch bis März 1957 aufgrund internationalen Drucks wieder von dort zurück.
29. Oktober 1956: Im so genannten „Massaker von Kafr Qasm“ schießen elf israelische Grenzsoldaten auf Dorfbewohner, die vom Feld zurückkehren, nachdem eine Ausgangssperre verhängt worden war. Es gibt 49 Tote, darunter neun Frauen und sieben Kinder. Acht Grenzsoldaten werden w