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Liebe Leser,
irgendwie hatte das israelische Boulevard-Blatt Jediot Achronot Wind davon bekommen, was Israels Verteidigungsminister denkt: US-Außenminister John Kerry sei getrieben von „einer unerklärlichen Besessenheit“ und handle aufgrund eines „messianischen Sendungsbewusstseins“, meint Mosche Ja’alon. Kerrys Sicherheitsplan sei „nicht das Papier wert“, auf dem er stehe. Es sei „an der Zeit, den Amerikanern zu sagen: Genug ist genug!“
Das US-Außenministerium bezeichnete Ja’alons Bemerkungen als „beleidigend und unangemessen“. Widerwillig entschuldigte sich der Verteidigungsminister und betonte, man habe Kerry nicht beleidigen wollen. Dieser gab sich irgendwann zufrieden und betonte, er werde sowieso nur mit Netanjahu reden.
Bemerkenswert ist, dass niemand die Richtigkeit der Aussagen Ja’alons in Frage stellt. Seine „Gefühle sind weder illegitim noch verrückt. Er steht nicht allein“, weiß die englischsprache Jerusalem Post, denn: Was Ja’alon gesagt hat, denken viele Israelis.
Der in der palästinensischen Autonomiestadt Tulkarm geborene Journalist Khaled Abu Toameh beobachtet, dass Amerika so streng nur mit seinen israelischen Freunden verfährt. Antifriedensrhetorik oder Demonstrationen in arabischen Hauptstädten werden von Washington völlig ignoriert.
Und dann legt die Veröffentlichung des jährlichen Weltverfolgungsindex der evangelikalen Organisation Open Doors, die sich um eine Darstellung der weltweiten Christenverfolgung müht, nahe: Unter dem Einfluss der Vereinigten Staaten finden im Nahen Osten die schlimmsten Christenverfolgungen statt. Der in Ägypten geborene Raymond Ibrahim kommt zu dem Schluss: „Wo immer sich die Amerikaner aktiv in einem islamischen Land engagierten, kamen Islamisten an die Macht“ – was für Christen in der Regel „extreme Verfolgung“ bedeutet. Doch anstatt aus Fehlern zu lernen, unterstützen die USA weiterhin Islamisten und Dschihadisten.
Die Jerusalem Post erinnert Ja’alon an die Weisheit des alten Königs Salomo: „Fluche dem König auch nicht in Gedanken und fluche dem Reichen auch nicht in deiner Schlafkammer; denn die Vögel des Himmels tragen die Stimme fort, und die Fittiche haben, sagen’s weiter“ (Prediger 10,20). Das Blatt kommentiert, selbst ein „straight shooter“ wie der Verteidigungsminister solle, schon seiner Verantwortung wegen, niemals aus der Deckung treten.
Vielleicht ist in diesem Fall aber, weil es um einen Friedensvertrag geht, eher ein Wort des Propheten Sacharja angesagt. Der sieht eine Zeit voraus, in der das Volk Israel in sein Land zurückkehrt und Gott seinem Volk Gutes tut. „Wie ihr ein Fluch unter den nichtjüdischen Völkern gewesen seid, so sollt ihr ein Segen sein“, fasst der biblische Prophet das Handeln Gottes zusammen, um dann aufzuführen, was das Volk selbst zur Wende seines Schicksals beitragen kann: „Redet Wahrheit Einer mit dem Anderen!“ (Sacharja 8,16).
Wahrheit ist eine Grundvoraussetzung für jeden Friedensschluss. Wer aber wird den Amerikanern die Wahrheit sagen, wenn diese ihren besten Freunden beleidigt das Maul stopfen? Dabei ist jedem gut gewillten Beobachter klar, dass die Nahostpolitik des mächtigsten Staates dieser Welt in den vergangenen Jahren fatale Früchte gezeitigt hat.
Mit freundlichen Grüßen aus Jerusalem,
Ihr Johannes Gerloff