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Als Beobachterin, die seit vielen Jahren in Jerusalem lebt, würde ich die Israelis im Blick auf ihre Beziehung zu Weihnachten in drei Gruppen einteilen. Es gibt Israelis, die haben nur ein ganz vages Bewusstsein, dass Weihnachten existiert, oder nehmen es überhaupt nicht wahr. Für sie existiert Weihnachten einfach nicht. Das ist für Europäer oder Amerikaner schwer zu verstehen. Aber hier ist das ganz selbstverständlich. Im Staat Israel gibt es keine offizielle Weihnachtsfeier und das tägliche Leben geht einfach weiter.

Dann gibt es Israelis, die Weihnachten lieben und mit weit aufgerissenen Augen die erleuchteten Weihnachtsbäume in den Häusern ihrer christlichen Nachbarn bestaunen. Die wenigen Weihnachtsgottesdienste sind voller neugieriger Israelis, die herumlaufen, reden und dann bei „Stille Nacht“ vor Wohlbehagen seufzen. Der Kirchenchor muss sich tapfer in diesem allgemeinen Durcheinander mit seinem Gesang behaupten. Solche Israelis reisen auch nach Amerika oder Europa, um den Glanz zu erleben. Die meisten sind Sabras, Israelis, die hier aufgewachsen sind und ihren Armeedienst geleistet haben. Ihre jüdische Identität ist stark und „Weihnachten zu lieben“ berührt ihr Jüdisch-Sein in keiner Weise.

Schließlich gibt es noch eine weitere Gruppe, hauptsächlich amerikanische Juden, die froh darüber sind, Weihnachten endlich losgeworden zu sein. Sie werden nicht müde, zu betonen, wie glücklich sie sind in einem jüdischen Staat zu leben, wo jüdische Feste gefeiert werden. Als ich im Ulpan Hebräisch gelernt habe, gab ein amerikanischer Jude als Grund dafür an, dass er Alija nach Israel gemacht hatte, dass er den Weihnachtsrummel nicht mehr aushalten konnte: Schon im Oktober gab es Weihnachtslieder in den Einkaufszentren.

Ich muss sagen, dass ich ihn vollkommen verstehe. Ich habe einmal im Internet eine amerikanische Weihnachts-Show gesehen und wollte meinen Augen nicht trauen: Dutzende von Tänzern waren da als „Father Christmas“ verkleidet und hopften zu den Klängen von „Jingle Bells“ herum. Diese Figur eines gutmütigen Opas mit der roten Zipfelmütze stößt mich ohnehin ab. Was hat er mit der Geburt von Jesus in Bethlehem zu tun? Ich bin glücklich darüber, dass ich in einem Land lebe, in dem Weihnachten noch seinen ursprünglichen Namen trägt – „Chag HaMolad“: das Fest der Geburt.

Seit ich in Israel wohne, werde ich täglich daran erinnert, dass Jeschua ein Jude war und keineswegs Europäer oder Amerikaner. Er muss ganz anders gewesen sein, als ich ihn mir immer vorgestellt hatte. Ganz am Anfang, als ich in dieses Land kam, beobachtete und erlebte ich die Feier des „Erev Schabbat“ – des Vorabends des Sabbath – mit. Dieses Ereignis muss man im Voraus planen: Was soll man kochen und backen? Und entsprechend muss eingekauft werden. Das Haus muss sauber sein, bevor der Schabbat beginnt. Die ganze Familie kommt am Freitagabend zusammen und jeder ist festlich gekleidet. Aber es ist nicht nur die Planung, es ist die Erwartung des Schabbatbeginns. Jede Woche gibt es eine Familienfeier, wie wir tschechischen Christen sie an Weihnachten nur einmal im Jahr haben.

Als Kind habe ich die Lichter am Weihnachtsbaum und die beleuchtete Dekoration draußen auf den Straßen geliebt. Tatsächlich benutzten wir genau dieselben Kerzen, die man Israel für Chanukka braucht. Chanukka heißt das Lichterfest. Kerzen in der Dunkelheit eines Winterabends, das Symbol für das Licht, das die Dunkelheit durchbricht – das liebe ich bis heute. So, wer wirklich und echt dem Weihnachtsrummel entkommen möchte, sollte in das Land kommen, in dem Jeschua geboren wurde und jeden Freitagabend ein großes Fest feiern.

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By Published On: Dezember 10, 20183 min read

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