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„Die Jungs da vorne sind gefährlich!“, blitzschnell fährt es mir durch den Kopf. Dann schlagen die Steine schon auf mein Auto. Ich bin unterwegs im Bergland von Samaria von der palästinensischen Autonomiestadt Ramallah in Richtung Norden. In Ramallah waren von den Unruhen der vergangenen Tage nur noch die Brandspuren auf den Straßen zu sehen gewesen. Ansonsten war alles wieder ruhig. Das hatten die 8- bis 10-jährigen arabischen Jungen aus dem Flüchtlingslager Jalazun am Himmelfahrtstag noch nicht begriffen. Deshalb lauerten sie israelischen Autos auf und bewarfen sie mit Steinen.
„Was tun? Bremsen? Aussteigen? Schimpfen? Schreien? Ein Gespräch anfangen? Aber bin ich dem Steinhagel dann nicht ganz schutzlos ausgeliefert?“ – Dass Steine Waffen sind, scheint im Ausland nur schwer verständlich zu machen, noch dazu, wenn die Angreifer kleine Buben sind. Dabei wurden im israelischen Bergland schon vor Jahrtausenden Kriege mit Steinen entschieden. Und die Kinder hier wissen, wie man den Reichtum des Landes effektiv einsetzt. Daran hat sich nicht viel geändert seit der Hirtenjunge David den Berufssoldaten Goliath aufs Kreuz gelegt hat.
„Was sind das für Eltern, die ihre Kinder auf die Straße schicken, einer Armee entgegen?“ Dieser Gedanke lässt mich nicht los. Aber dann muss ich an den Vater im Himmel denken. Er hat damals den Stein aus der Schleuder Davids an die richtige Stelle gelenkt. Wenn der faustgroße Stein, der die Fahrertür meines Autos getroffen hat, nur 20 Zentimeter höher eingeschlagen hätte, hätte ich nicht weiterfahren – vielleicht nie mehr fahren können. Es sind weder hasserfüllte Steinewerfer noch kaltblütige Militärs, die die Geschicke der Welt lenken, sondern ein unfassbar großer Gott. Weder machthungrige Politiker noch geldgierige Geschäftsleute schreiben die Geschichte der Völker, sondern mein Vater im Himmel. Wenn ich die Beule an meinem Auto betrachte, erfasst mich große Dankbarkeit – und eine tiefe Geborgenheit.
Mit einem herzlichen „Danke!“ für alle Ihre Gebete grüße ich Sie, liebe Leser, mit einem von Herzen kommenden „Schalom“,
Ihr Johannes Gerloff