Teile diese Geschichte auf deiner Plattform!

„Wir dachten, wir hätten alles gesehen…“ ist der Refrain, der in Gesprächen mit Israelis nach dem Selbstmordbombenanschlag in der Schemuel-HaNavi-Straße in Jerusalem erklingt. Der Linienbus mit Überlänge war voller orthodoxer Juden auf dem Heimweg von der Westmauer, dem heiligsten Ort des Judentums in der Altstadt von Jerusalem, als sich Ra’ed Abdul Hamid Mask aus Hebron in die Luft sprengte.

Bevor der als orthodoxer Jude verkleidete Muslim den Zünder seines Sprengstoffgürtels aktivierte konnte er den Menschen, die er mit sich in den Tod reißen wollte, in die Augen sehen: fromme Juden, die nichts als beten und studieren wollten, ultra-orthodoxe Rabbiner, schwangere Frauen und kleine Kinder.

Der minutiös geplante Anschlag wurde von einem Palästinenser ausgeführt, der in keines der üblichen Muster für Selbstmordattentäter passte. Der 29jährige islamische Geistliche war verheiratet, Vater von zwei kleinen Kindern, gebildet und wohlhabend. Stolz äußert seine Frau öffentlich die Hoffnung, ihr Mann werde „von Allah als Märtyrer wohl aufgenommen werden“.

Israel hat in den vergangenen Jahren viel Schreckliches gesehen. Väter haben Söhne begraben, Söhne am Grab ihrer Väter das Kaddisch, das traditionelle Totengebet, rezitiert. Mütter beweinten ihre Kinder und schwangere Frauen den Tod der Väter ihrer Ungeborenen.

Dieses Mal wurden Vater und Sohn zur letzten Ruhe geleitet. Zu den Opfern gehört die 22jährige, im neunten Monat schwangere Lilach. Sie ließ ihren einjährigen Sohn mutterlos zurück. Und dann ist da das Kleinkind, das erst Stunden nach dem Anschlag lebend unter den Leichen gefunden wird, oder die schwerverletzte Ora Cohen, die mit fünf Kindern im Bus Linie 2 war, als er explodierte. Stundenlang bangt sie um ihre Familie, bis die meisten Kinder verletzt in verschiedenen Krankenhäusern gefunden werden. „Nur“ eines ist tot. Die persönlichen Geschichten nehmen kein Ende. 24 Stunden nach dem Anschlag werden noch 40 Menschen stationär behandelt, darunter 22 Kinder.

Seit die Islamisten Ende Juni eine „Hudna“, einen Waffenstillstand, erklärt hatten, zählten die israelischen Sicherheitskräfte mehr als 200 Angriffe auf israelische Ziele. Erst einen Tag vor dem fatalen Selbstmordattentat in Jerusalem wurde ein Selbstmordattentäter und zwei Helfer auf dem Weg in die nordisraelische Stadt Haifa festgenommen. Jetzt scheint die israelische Regierung beschlossen zu haben, das selbst zu tun, was sie von den palästinensischen Sicherheitskräften erwartet hatte: Die Terrororganisationen handlungsunfähig zu machen. Bleibt zu hoffen, dass die entscheidenden Leute zur Vernunft kommen, bevor der Nahe Osten wirklich alles gesehen hat, was zu sehen möglich ist.

Der Autor

By Published On: August 22, 20032,1 min read

Leave A Comment

Bitte informieren Sie mich über neue Artikel