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Die blauweißen Fahnen, die schon zu Feier des 73. Unabhängigkeitstages an Häusern und in den Straßen gehisst wurden, wehen immer noch im Wind dem Jerusalem-Tag entgegen. Hauptstädte liegen in der Regel an einem Fluss oder einem besonderem Ort, der einen Lebensunterhalt bietet. Jerusalem liegt am Rand der judäischen Wüste. Bald hinter der Stadtgrenze erblickt man die Blech- und Holzbuden der nomadischen Beduinen.
Es ist nicht nötig, nach Marokko zu reisen, um die orientalische Atmosphäre zu erleben, oder nach Griechenland, um griechisch-orthodoxe Klöstern kennenlernen zu können. Jerusalem bietet alles. Orientalische Märkte, moderne Einkaufzentren und schmuddelige Schuhmacherläden liegen auf Sichtweite nebeneinander.
Jerusalem ist Universitätsstadt und Stadt der orthodoxen Grundschulen, in denen weder Mathematik noch Englisch unterrichtet wird. Zu Jerusalem gehört, dass antike Handschriften mit modernster Technik erforscht und erhalten werden. Hi-Tech-Büros liegen in unmittelbarer Nachbarschaft von Talmud-Zentren.
Jerusalem, das sind Straßencafés direkt an der Bushaltestelle und vornehme Restaurants mit Aussicht auf die einzigartige Altstadt; Synagogen, Moscheen und Kirchen; uralte Mauern und moderne Wohngebiete. Jerusalem, das sind stinkende Verkehrsstaus und einmal pro Woche absolute Schabbat-Ruhe in allen jüdischen Stadtteilen. In der ultra-modernen Straßenbahn trifft die elengante Dame im Hosenkostüm auf die verhüllte Muslima und die Nonne in Tracht. Die Studentin mit Minirock begegnet der orthodoxen jüdischen Mutter mit Kinderwagen in langen Röcken und schwarzer Strumpfhose. Der blasse ultraorthodoxe Jude mit Vollbart und schwarzem Hut begegnet dem muskulösen und braungebrannten Soldaten mit seinem riesigen Rucksack und Gewehr.
Dazwischen drängeln sich normalerweise Touristen in allen Farben, Sprachen und Aufzügen. Und dann darf man natürlich die allgegenwärtigen Katzen nicht vergessen, und die russische Babuschka, die sie füttert. Parks und Grünanlagen füllen sich jeden Nachmittag mit Kindergeschrei, genau, wie es der Prophet Sacharja vorausgesagt hat (Sacharja 8,5).
Unzählige Male wird Jerusalem in der Bibel erwähnt. Der Psalmist beschreibt es als eine aufgebaute Stadt, die verbindet. Wie kann diese Stadt der Gegensätze überhaupt mit dem Allem klar kommen?
In der Bibel hat Jerusalem viele Namen. Uralte Schriften der jüdischen Tradition reden gar von 70 Namen. Die bekanntesten sind „Stadt Gottes“, „Stadt Davids“, „Zion“, „Ariel“, „die treue Stadt“, „Moria“.
Der Begriff „Jerusalem-Tag“, auf Hebräisch „Jom Jeruschalajim“, stammt auch aus der Bibel. Im Psalm 137 erscheint er in einem traurigen Zusammenhang: Herr, vergiss den Söhnen Edom nicht den Tag Jerusalems, da sie sagten: »Reißt nieder, reißt nieder bis auf den Grund!« (Vers 7).
Im Laufe der Geschichte wurde die Stadt vielfach zerstört. Deshalb findet man in Jerusalem so viele archäologische Schichten und Überreste aus vielen Zeitaltern. Aber immer wieder ist Jerusalem aus den Trümmern aufgestanden.
Jerusalem ist bewundernswert. Oder ist es der Höchste selbst, der es erhält? (Psalm 87,5). Jedenfalls verdient diese Stadt ein eigenes Fest. Und ich möchte Jerusalem ganz herzlich zu seinem Tag gratulieren.