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An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten. (Psalm 137,1)
Liebe Leser,
heute ist das umgekehrt. Das jüdische Volk sitzt in „Zion“ und heult „den Wassern zu Babel“ nach. Die Ströme Euphrat und Tigris, aus deren unerschöpflichem Reichtum jeder schöpfen kann, soviel er will, sind ein Traum. Ganz zu schweigen vom Ölreichtum, der das Zweistromland seit Urzeiten auszeichnet. Und schließlich ist da der weite Horizont, die schier grenzenlose Toleranz des „Landes der unbegrenzten Möglichkeiten“, die so unwiderstehlich attraktiv sind – gerade Angesichts der Engstirnigkeit des orthodoxen Jerusalem.
Es sind tatsächlich nur Träumer und Phantasten, die im Überfluss von den kargen Höhen um die Heilige Stadt schwärmen. Nur die „Meschiggenen“ sehnen sich nach dem Land, in dem jede Sicherheit eine Illusion zu bleiben scheint. „Wie soll das nur weitergehen?“ ist eine der Fragen, die ich am häufigsten mit einem möglichst intelligent formulierten „Ich weiß es nicht!“ beantworten muss. Das gilt gleichermaßen fürs Wetter wie für die Politik. David Ben Gurion hatte schon recht, als er feststellte: „Man muss nicht verrückt sein, um Israel zu lieben. Aber es hilft.“ – Oder fehlen uns heute nur die Leute, denen Gott den Blick so „ver-rückt“ hat, dass sie die Lage aus seiner Perspektive begreifen können?
Im vor uns liegenden Jahr blicken wir zurück auf 60 Jahre Israel. Die Existenz eines jüdischen Staates ist für viele eine Selbstverständlichkeit, so mancher Israeli weiß nicht so recht, was er damit anfangen soll, und die überwältigende Mehrheit der islamischen Welt will sie immer noch nicht akzeptieren. Ich wünsche Ihnen und mir selbst, dass wir im Rückblick die Handschrift Gottes im verworrenen Geschehen orientalischer Tagespolitik erkennen dürfen.
Mit herzlichem „Schalom“,
Ihr Johannes Gerloff