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Liebe Leser,
das Erste, was Gott dem Abraham – er hieß damals noch Abram – versprochen hat, war das „Land, das ich dir zeigen werde“ (1. Mose 12,1). Von Anfang an hatte Gott nicht nur einen Menschen im Blick, mit dem er eine Beziehung aufbauen wollte, sondern auch das Land, in dem der Mensch leben sollte. Wenn wir auf die Schöpfungsgeschichte zurückgehen, wo der hebräische „Ha’Aretz“, „das Land“, zum ersten Mal in der Bibel auftaucht (1. Mose 1,1), dann wird das Land sogar vor dem Menschen geschaffen. Es ist die Voraussetzung für die Existenz des Adam, des Menschen.
Die Dreiecksbeziehung Gott-Volk-Land durchzieht die gesamte Heilige Schrift. In den letzten Kapiteln der Bibel ist nicht etwa nur von einem Jenseits, Nirwana oder einer Geistwelt die Rede, sondern von einem neuen Himmel und einem neuen Land, dessen Mittelpunkt sogar die als solche erkennbare Stadt Jerusalem sein wird (Offenbarung 21,1f.).
Das Volk Israel, das jüdische Volk, ist ohne das Land Israel nicht denkbar. Wo immer Juden das Land zwischen Mittelmeer und Jordan zu vergessen suchten oder tatsächlich vergessen haben, vergaßen sie spätestens in der nächsten oder übernächsten Generation, dass sie Juden waren. Wo Juden andererseits über Jahrtausende hinweg über die ganze Welt verstreut ihre Identität bewahrt haben, hat die Sehnsucht nach dem Land und das Gebet für die Rückkehr in das Land den Rhythmus ihres täglichen Lebens geprägt. Land und Volk Israel sind untrennbar miteinander verbunden.
Wiederholt musste das Volk Israel sein Land verlassen, weil es seinem Gott ungehorsam war. Das ist ein Aspekt der Verbindung zwischen Volk, Land und Gott, den die Bibel zeigt. Aber es gibt noch andere Gründe dafür, dass Volk und Land getrennt wurden.
In 1. Mose 15, Vers 8, fragt Abram seinen Gott: „Woran soll ich erkennen, dass ich das Land als Erbbesitz einnehmen werde?“ Die Antwort Gottes kommt verwirrend eigenartig in Vers 13: „Deine Nachkommen werden vierhundert Jahre lang in einem fremden Land versklavt und unterdrückt werden.“ Begründung: „Ich habe noch eine Rechnung mit den Ägyptern offen“ (Vers 14), und: „Das Maß der Amoriter ist noch nicht voll“ (Vers 16). Das erste Exil Israels in Ägypten wurde von Gott angekündigt lange bevor die Israeliten schuldig werden konnten, mit der ausdrücklichen Begründung: Wegen der anderen, nichtjüdischen Völker, müssen die, denen das Land verheißen ist, dieses verlassen.
Gott hatte einen Plan mit den Heidenvölkern. Deshalb musste Israel in die Welt zerstreut werden. Das gilt auch für die babylonische Gefangenschaft, und erst recht für die vergangenen 2 000 Jahre. Die Diaspora Israels, wenn Volk und Land getrennt waren, war immer eine einzigartige Chance für andere Völker, den einen, wahren, lebendigen Gott kennenzulernen. Die Verbindung zwischen Volk und Land Israel hat also für uns Nichtjuden eine große Bedeutung.
Deshalb beobachten wir aufmerksam, wie das Volk Israel in sein Land zurückkehrt. Erstmals seit 2 500 Jahren lebt heute die größte jüdische Gemeinschaft weltweit im Land Israel. Dass Israel über diese lange Zeit hinweg sich nicht assimiliert hat, dass Juden überall auf der Welt ihre Identität bewahrt haben, ist ein atemberaubendes Phänomen.
Mit einem herzlichem Schalom grüßt Sie,
Ihr Johannes Gerloff